Aufgaben abgebenEntrepreneurship ist ein Lernprozess. Vor allem bei einer Neugründung stellt man als Selbstständiger oder Unternehmer oft überrascht fest, mit wie vielen neuen Dingen man sich plötzlich befassen muss. Neben den eigentlichen Tätigkeiten und Dienstleistungen, die den Kern eines Unternehmens ausmachen, stehen auf einmal Aufgaben an, mit denen man sich noch nie vorher befasst hat. Buchhaltung, die Einrichtung einer Website, Online Marketing, das Schalten von Werbeanzeigen, neue technische Herausforderungen – dies etwa sind Aufgabenbereiche, für die man plötzlich verantwortlich ist.

Ab einer gewissen Aufgabenkomplexität bzw. –quantität stellt sich jedoch die Frage: Wann ist es sinnvoll, gewisse Aufgaben abzugeben?

Zu wenig Kompetenz

Häufig fällt die Antwort leicht, wenn es um Bereiche geht, in denen man selbst kaum Kompetenz aufweist, die aber nicht nur spezielle Fähigkeiten, sondern auch Erfahrung und vielleicht spezielle Tools erfordern. Genau wie die meisten Privatpersonen wird beispielsweise ein Gastronom einen Sanitärservice beauftragen, wenn er feststellen muss, dass eine Wasserleitung nicht dicht ist. Auch in den Bereichen Buchhaltung und Steuern sowie Webseitengestaltung wird oft auf Experten zurückgegriffen.

In anderen Bereichen fällt es vielen Unternehmern und Selbstständigen nicht so leicht, Aufgaben abzugeben. Besonders dann, wenn Aufgaben nicht besonders komplex erscheinen. Social Media Marketing kann beispielsweise jeder Entrepreneur theoretisch selber erledigen: Es werden dafür weder besondere Tools, noch Erfahrung, noch Fähigkeiten benötigt. Allerdings wird bei dieser Perspektive eines oft nicht beachtet: Selbst bei weniger komplexen Aufgaben gibt es Kompetenzstufen, die erst durch Erfahrung und eventuelle Weiterbildung erreicht werden. Sicherlich ist es nicht kompliziert, einen Artikel auf Facebook zu posten oder einen Twitter-Account zu erstellen – über Social Media Aufmerksamkeit zu generieren, die Kundenbindung zu erhöhen, zu netzwerken, Buzz zu kreieren und sein Image effektiv zu kommunizieren, ist allerdings etwas ganz anderes.

Dass selbst alltägliche Aufgaben oftmals besser und schneller von einem Experten ausgeführt werden, kann man bereits feststellen, wenn man eine Putzkraft engagiert: Diese arbeitet oft nicht nur schneller, sondern aufgrund ihrer Erfahrung auch effektiver. Sie weiß, wie sie die entsprechenden Tools richtig einsetzen muss, um zum besten Ergebnis zu kommen.

Generell gilt: Nur weil man die Grundlagen einer Aufgabe beherrscht, muss man sie nicht selber ausführen. Oft gibt es jemanden, der die entsprechende Aufgabe effektiver und schneller erledigen kann. Und nur weil man Unternehmer ist, muss man noch lange kein Multitalent sein.

Zu wenig Zeit

Wie sieht es aus, wenn man nicht genug Zeit hat, um alle Aufgaben zu erledigen? Für viele Unternehmer ist das der Punkt, an dem sie darüber nachdenken, bestimmte Aufgaben abzugeben.  Doch nicht für alle Entrepreneure ist es ein leichter Schritt, Arbeit zu delegieren. Vor allem neue Unternehmer klammern sich oft an alle Aufgaben – oft weil sie denken, dass nur sie diese befriedigend erledigen können. Um die hohe Aufgabenlast zu schaffen, müssen dann zusätzliche Arbeitsstunden hinzugenommen werden. Aus der 40-Stunden-Woche werden schnell 50, dann 60 Stunden. Irgendwann stellt man erschöpft fest: So hat man sich das selbstständige Lebens aber nicht vorgestellt!

Ob man es früher oder später einsieht: Bei einem erfolgreichen Unternehmen kommt irgendwann der Punkt, wo die Aufgabenlast alleine (oder mit dem vorhandenen Team) nicht mehr zu bewältigen ist und wo Aufgaben abgegeben werden müssen. Die Frage ist: Möchten Sie das gleich realisieren oder erst nach dem Burnout?

Zu wenig Fokus

Ein weiterer Aspekt, der oft nicht beachtet wird, ist der Konzentrationsmangel, der sich dann einschleicht, wenn man als Einzelperson für zu viele verschiedene Aufgaben verantwortlich ist. Diese Aufgabe noch, dann etwas komplett anderes, dann nächstes Thema. Statt bei einem Thema und Aufgabenbereich zu bleiben und dort effektiv zu arbeiten, wird viel Gehirnkapazität dadurch verbraucht, dass immerzu mit verschiedenen Aufgaben und Bereichen herumjongliert werden muss. Wann haben Sie die Ruhe und Konzentration, sich um die wichtigen Aufgaben zu kümmern, wenn Sie ständig Aufgabenbereiche und –arten wechseln müssen? Wann können Sie sich einmal mit den wichtigen Dingen auseinandersetzen?

Oft ist es nicht einfach, zu wissen, wann die Grenze erreicht ist: Wann die Aufgabenlast und -diversität noch in Ordnung ist und wann Hilfe von außen sinnvoll wäre. In der Regel kann die Frage helfen, ob man täglich genug wichtige Aufgaben erledigt und ob man diese auch gut erledigt. Dazu müssen natürlich erst einmal die essentiellen Aufgaben definiert werden.

Es gibt viele Gründe, Aufgaben abzugeben. Wann der richtige Zeitpunkt dafür ist, hängt immer von der jeweiligen Situation ab. Wichtig ist vor allem, ein Bewusstsein für die eigenen Grenzen zu haben: Bin ich kompetent genug? Habe ich genug Zeit? Habe ich die notwendige Konzentration? Durch die Beantwortung dieser Fragen lassen sich dann erste Entscheidungen treffen.