„Freelancer bringen wirklich guten Input“ – Interview mit Unternehmer Arne Völker
Das Unternehmen: Aebi, Völker, Und AG
Isabelle Aebi und Arne Völker waren vorher beide schon jahrelang als Freelancer selbständig und haben 2008 ihre Kundenportfolios in einer AG zusammengeführt. Diese AG ist bis 2010 ganz traditionell und klassisch gewachsen: Mit eigenen Büroräumen und fünf physisch anwesenden Mitarbeitern. Vollständig virtuell ist sie seit Mai 2011.
Mit ihrer Agentur kommunizieren sie für ihre Auftraggeber, vor allem aus den Branchen Finanzen und Technik. Wenn sich deren Produkte nicht von selbst erklären, dann tun sie das. Nachher wissen Interessenten zum Beispiel, warum man sich mit einem Curved TV fühlt wie mitten im Geschehen.
Im Normalfall arbeitet jeder an einem anderen Ort. Wie in Agenturen üblich beschäftigen sie viele Freelancer – regelmässige Arbeit erledigen Mitarbeiter aus Hamburg und Berlin, andere virtuelle Hilfen werden projektbezogen gebucht.
Wie kam ihnen die Idee zu ihrer Umstellung auf virtuelle Arbeit?
Arne Völker: Isabelle und ich wollten auf Weltreise gehen und ein wenig Arbeit mitnehmen. Da ging es nicht mehr, dass die Freelancer zu uns ins Haus kommen — denn dieses Haus würde es ja nicht mehr geben. Wir haben darum unsere IT auf Cloud umgestellt und unsere Mitarbeiter auf virtuell. Als wir das Ende 2010 vorbereitet haben, haben uns noch viele belächelt.
Wie haben sie ihr Team gefunden? Lief alles virtuell ab?
Ja, vollständig virtuell. Von der Ausschreibung über den Bewerbungsprozess bis hin zu den Vorstellungsgesprächen. Ich finde es wichtig, dass die Rekrutierung auf den gleichen Wegen abläuft, auf denen anschliessend die Zusammenarbeit stattfinden soll.
Haben sie sich eine bestimmte Kommunikationsweise ausgedacht? Wie stimmt sich das Team ab?
Für das Projektmanagement und die Aufgabenverteilung setzen wir auf Asana. Das klappt wundervoll für klares Delegieren von Aufgaben wie auch für den kurzen Kommentar zwischendurch. Live reden tun wir mindestens einmal am Tag im Morgenmeeting im Gruppenvideo mit Skype. Zwischendurch Textchats per Skype, und immer wieder bilaterale Videokonferenzen.
Wie sehen sie die Zukunft des E-Working? Sind virtuelle Teams ein gutes Zukunftsmodell?
Virtuelle Teams sind unglaublich effektiv, eben weil viel Ablenkung durch Smalltalk im Büro nicht stattfindet. Deswegen fühlt sich virtuelle Zusammenarbeit leider manchmal auch mehr an wie Arbeit. Das Gefühl von „Wir-haben-alle-eine-tolle-Zeit“, das in vielen Kreativbetrieben wie Werbeagenturen oder Architekturbüros so wichtig ist, lässt sich virtuell nicht so gut herstellen. Es macht einfach weniger Spass, wenn jeder irgendwo für sich allein sein Sushi bestellt.
Virtuellen Assistenten kann man nicht „über die Schulter schauen“, wie stellen sie eine Vertrauensbasis her?
Vertrauen kann man nicht herstellen. Man kann es nur schenken. Das ist für mich eine Grundsatzfrage. Ja, tatsächlich: Nicht jede Person, der ich Vertrauen schenke, erweist sich als dieses Vertrauens würdig. Das ist schade. Und solche Menschen müssen wieder gehen. Das war aber mit physisch anwesenden Mitarbeitern früher nicht anders als mit virtuellen. Auch die physisch anwesenden werden durch mehr Kontrolle nicht besser. Darüber hinaus wird man sie allerdings schlechter los, sie die erwartete Leistung nicht erbringen. Das ist der grosse Vorteil bei der virtuellen Zusammenarbeit: Man kann schnell viele verschiedene Mitarbeiter mit einzelnen Projektaufgaben oder in Teilzeit testen und nur mit denen langfristig zusammenarbeiten, mit denen es auch wirklich funktioniert. Manche Freelancer bringen wirklich gute Inputs. Andere sind besser darin, klare Aufgaben nach klaren Vorgaben abzuarbeiten. Man muss es ausprobieren.
Haben sie ihre Mitarbeiter persönlich kennengelernt? Ist ihrer Meinung nach diese soziale Komponente wichtig?
Ja, unbedingt. Videokonferenzen können viel, aber eine wirkliche Bindung stellt man so nicht her. Dafür muss man sich sehen. Wir bringen mindestens zweimal im Jahr das ganze Team unter einem Dach zusammen, möglichst für mehrere Tage. Dann denken wir über die Zukunft nach oder kochen einfach zusammen – Hauptsache kein „Daily Business“.
Danke Arne für diesen Einblick. Natürlich ist die Agentur auch virtuell zu finden unter www.aebivoelkerund.com – auch wir sind überzeugt „Freelancer bringen wirklich guten Input“ – haben Sie ähnliche oder andere Erfahrungen gemacht? Wir suchen laufen Interview-Partner, einfach melden unter marketing@shadowmountains.pub