Robin Gut, Co-founder von homestudies.ch

Robin Gut, Co-founder von homestudies.ch

Eine Sprache lernen zu wollen hat viele Gründe. Herkömmliche Sprachkurse fragen aber oft nicht nach den persönlichen Motiven und Vorstellungen, auch nicht nach den wichtigen Terminen im Kalender. Robin Gut war 21 Jahre alt, als er nach einem passenden Englischkurs suchte. Nachdem er nicht fündig wurde, machte er sein Manko zur Geschäftsidee. Heute ist er fast 24 Jahre alt und ein erfolgreicher Unternehmer mit „homestudies.ch“ und virtuellen Mitarbeitern auf der ganzen Welt.

Was ist der Anlass gewesen „homestudies.ch“ zu gründen?


Robin Gut: Ich war Anfang 2013 in Südafrika für einen Sprachaufenthalt. Dort lernte ich den besten Englischlehrer kennen, den ich überhaupt je hatte. Ich habe herausgefunden, dass er Privatunterricht über Skype gibt. Damals war mir das noch neu. Ich kam wieder zurück in die Schweiz und wollte mein First Certificate machen. Es war wirklich sehr mühsam einen Kurs zu finden. Eine Institution hat mich eine falsche Aufnahmeprüfung machen lassen, ich war wirklich unzufrieden. Dann habe ich mich an diesen super Lehrer erinnert. Ich habe ihn angeschrieben und zwei Wochen später habe ich die erste Lektion via Skype gehabt. Ich habe wirklich extrem viel gelernt.
Ich erzählte meinem Kollegen bei einer Party von meinem Privatunterricht, weil die Institutionen in der Schweiz nicht fähig waren mir etwas Passendes zu offerieren. Er sagte, dass es ein super Idee ist, da die Anfrage für Sprachkursen hoch, das Angebot aber beschränkt ist. Ein paar Monate später haben wir angefangen, wir hatten wirklich gar nichts am Anfang. Ich war gerade erst 22 Jahre geworden. Wir haben uns dann selbst durchgekämpft. Im Sommer 2013 ließen wir uns im Handelsregister eintragen, dann haben wir angefangen die Webseite zu machen. Wir hatten einfach eine gute Idee, die wir umsetzen wollten.

Wie kompliziert war die Umsetzung?

Wir hatten die Idee mit Flyern anzufangen. Aber deren Reichweite ist sehr, sehr beschränkt. Nach anderthalb Monaten hatten wir unsere erste Kundin. Wir haben uns dann auf das Web konzentriert, auf unsere Webpräsenz. Der Streueffekt ist viel höher. Ende 2014 habe ich mir unseren damaligen Businessplan nochmal angeschaut. Wir hatten unser Ziel wirklich erreicht. Jetzt sind wir dran viel mehr zu machen. Wir haben mit Englisch angefangen. Jetzt bieten wir auch Französisch, Italienisch, Spanisch, Chinesisch und Deutsch an. 2014 habe ich nebenbei noch gearbeitet, ich konnte dann diese Teilzeitstelle aufgeben und mich nur auf das Business konzentrieren.
Unsere Plattform ist Skype, wir unterrichten über Skype. Es ist gratis und jeder kennt es. Ein Projekt, das momentan auf Eis ist, weil wir viele Sachen zu tun haben, aber das kommen wird, ist ein virtuelles Klassenzimmer.

Wer profitiert vom E-Learning?

Lernen wird Zeit und Ort unabhängig dank neuster IT Technik.

Lernen wird Zeit und Ort unabhängig dank neuster IT Technik welche homestudies.ch einsetz auch deutlich günstiger.

Aus jeder Gemeinde der Schweiz haben wir Kunden. Aus kleinen Dörfchen haben wir Kunden, die sonst keine Möglichkeit haben, sie müssten in die nächst größere Stadt. Den Anfahrtsweg von mehreren Stunden können sie bei uns nutzen, um zu lernen. Man hat alles online, das Lernmaterial ist online, Aufsätze kann man dem Lehrer schicken, die werden dann korrigiert und in der nächsten Stunde besprochen.
Wir sprechen eher die autonomen Lernenden an. Die, die sich selbst pushen können, die sich selbst auch mal etwas durchlesen. Im nächsten Schritt wollen wir nicht nur diese autonomen Lernenden ansprechen, sondern auch die, die mehr Struktur brauchen. Mit einem fixen Stundenplan.
Der Lernerfolg ist um Einiges höher als beim normalen Präsenzunterricht. Da hat man vielleicht eine Doppelstunde in der Woche und kommt zehn Minuten zum Sprechen. Die Aufmerksamkeit des Lehrers hat man auch nur im sehr geringen Maße. Die virtuelle Lehrperson holt den Schüler dort ab, wo er steht. Es wird keine Grammatik wiederholt, die man längst schon kann, sondern es wird weitergezogen. Dieser Mehrwert lohnt sich.

Wie haben sie ihre Mitarbeiter gefunden?

Suchen, suchen suchen. Anfangs, als wir die ganzen Sprachen aufgeschaltet haben, haben wir eine Plattform gefunden, in der Lehrer ihre Hilfe anbieten können. Wir haben die besten herausgesucht, online Interviews geführt, Lebensläufe studiert, Hintergrundrecherchen durchgeführt. Mittlerweile nach 150 Interviews kann ich meistens schon nach den ersten 5 Minuten sagen, ob der Lehrer geeignet ist oder nicht. Auch das Vorverhalten ist entscheidend. Wie schreibt der Kandidat Emails, wie bestätigt er meine Anfragen, wie ist der Lebenslauf aufgebaut? Das sagt schon sehr viel über eine Person aus.
Die Lehrer sind Freelancer, sie können neben ihrer Arbeit in der Universität abends Unterricht geben. Sie können uns sagen wie viel Lektionen sie in der Woche geben möchten und wir versuchen dementsprechend zu verteilen, so entsteht eine längere Geschäftsbeziehung. Wir werden aber demnächst eine Website aufschalten, die sich nur auf die Suche von Lehrern spezialisiert.

Was sind die Vor- und Nachteile bei der Arbeit mit virtuellen Teams, virtuellen Lehrer?

Vorteile ganz klar die Kosten – Nachteil der fehlende Handshake. Dies hält die persönliche Beziehung zu den Lehrern in Grenzen. D.h. bis zu einem gewissen Grad hat man Vertrauen zu einer Person, obwohl man sie real noch nie gesehen hat, aber es fehlt mir persönlich der Handshake ein wenig. Keine Kosten für Büro und Infrastruktur, hält jedoch alles dynamisch.
Unsere virtuellen Lehrer in Deutsch sind zum Beispiel aus Deutschland, arbeiten aber in ganz Europa. In Spanien, Portugal, Italien oder auch in der Türkei. Somit können wir unseren Service gerade mal für ein Drittel der Kosten für herkömmlichen Privatunterricht in der Schweiz anbieten. Auch Englischlehrer haben wir auf der ganzen Welt, aus England, Schottland, den USA, Südafrika und sogar Australien. Wir haben so das ganze Paket jeder Zeit verfügbar. Wenn ein Kunde sagt, er möchte immer morgens Unterricht nehmen, dann ist eine Lehrperson, die in einer östlichen Zeitzonen tätig ist,praktisch. Jemand in Australien ist immer gut morgens verfügbar. Kunden, die flexibel bleiben wollen, werden eher Lehrern aus der gleichen Zeitzone zugeteilt. Wir haben eine Zufriedenheitsrate von 96 Prozent, das funktioniert sehr gut.

Wie sieht die Zukunft von Lernen und Arbeiten aus?

In den nächsten zehn Jahren wird es gewaltige Unterschiede geben. Es zieht jetzt extrem an durch die ganzen neuen E-Learning-Tools, spielerisch lernen, mit Apps lernen, man ist ja immer verbunden.
Man arbeitet natürlich auch mehr von zuhause aus. Der Trend wird sich langsam durchsetzen. Wenn man zuhause arbeitet, ist es auch einfacher gleich auch einen Englischkurs mit einzubauen, ohne das Haus zu verlassen, wenn mal wieder schlechtes Wetter ist.
Ich weiß es noch aus meiner Zeit aus dem Großraumbüro. Der Chef saß immer hinter mir und sah auf zehn Computer auf einmal. Man war immer unter Beobachtung. Aber ich war in über acht Stunden Arbeit nicht so produktiv wie vier Stunden zuhause. Zuhause arbeiten und lernen ist viel effizienter. Wenn man in einer Klasse sitzt, lässt man sich leicht ablenken. Es kann lustig sein, aber Lernen und Arbeiten ist nicht so effektiv.